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LIV010 ::: exhibition

Ragnarhof
13.-26. Juni 2010
Eröffnung: 12. Juni 2010, 18 Uhr

Beteiligte KünstlerInnen:
Busk (A), Philipp Blume (A), Casaluce/Geiger (I), Michael Goldgruber (A), Luiza Margan (HR), Sissa Micheli (I), Frederike Schweizer (CH)

Die Ausstellung „Lost in Vienna“ findet im Rahmen des gleichnamigen Festivals statt, das 2010 bereits zum zweiten Mal über die Bühne geht und es sich zum Ziel gesetzt hat, KünstlerInnen und Kulturschaffende aus den verschiedensten Bereichen (Musik, Video, bildende Kunst, Theater, Performance etc.) zu einem interdisziplinären Dialog zu vernetzen. Zusammengefasst werden alle Beiträge durch das übergreifende Motto „Lost in Vienna“, das sich thematisch durch alle Interventionen zieht und von verschiedensten kreativen Standpunkten her beleuchtet wird: Fragen der Identität des Individuums, Geschlecht und Gender,kulturelle Identität, Urbanität, Vernetzungsstrategien und Globalisierung sind nur einige der Themen, die dabei angesprochen werden.
Die Ausstellung im Ragnarhof präsentiert sieben künstlerische Positionen, deren Werke sich inhaltlich auf gleichermaßen vielfältige Weise mit dem Gefühl des Verlorenseins und Sich-Verlierens auseinandersetzen, die darüber hinausgehend jedoch auch mögliche Ausblicke auf alternative Strategien und die gleichzeitige Überwindung dieses Zustandes eröffnen.




























Bereits seit Jahren prägt der Street Art-Künstler BUSK mit seinen „City-Modifications“ (CMOD), Schriftzügen und Graffitis das Wiener Stadtbild, es kommen dabei unterschiedliche Materialien zum Einsatz wie z.B. Sprayfarbe, Kugelschreiber, Marker, bedrucktes Papier, Sticker und vieles mehr. Daneben beschäftigt er sich mit Typografie, Zeichensätzen, Schriftarten und –schnitten, entwickelt eigene Fonts und ist in Kunstausstellungen in verschiedenen Städten präsent.
Bei „Lost in Vienna“ zeigt er das Video „Streetart untitled“, welches das Thema „Identität“ mittels einer inhaltlichen Kurzschlussreaktion bearbeitet: Er lässt sich, das Gesicht mit einer Affenmaske verhüllt, in einer Wiener Fußgängerzone von einer Portraitmalerin zeichnen und stellt damit auf spielerische und humorvolle Weise die Festschreibungen der Identität des „Street-Artist Frage.

Philipp Blume entwickelt seinen Ansatz aus einer Kombination verschiedener Medien und schweift dabei von Bereichen wie Comic, Zeichnung, Malerei, Illustration bis hin zu Film, Animation, Musik und Theater. Er beschäftigt sich u.a. mit dem Thema der Reise als Möglichkeit der Erweiterung des eigenen Selbst. In digital aufbereiteten Skizzen und Zeichnungen zeigt er die kulturell entleerten, austauschbaren Orte der globalisierten urbanen Welt. Die Frage nach der Wiederfindung der eigenen (kulturellen) Identität im Kontrast zu den uniformierten Schauplätzen der internationalen Architektur- und Werbewelt wird dabei durch den künstlerischen Blickwinkel auch für den Betrachter offengehalten - als möglicher Ausblick auf die Freiheit des Individuums..

Casaluce/Geigers ::: synusi@ künstlerisches Konzept geht von der Annahme des modernen Individuums als Konglomerat von verschiedenen, parallel existierenden Identitäten aus. Dieses wird zur Matrix für den künstlerischen Eingriff, der sich durch die zeitgenössische Welt der Multi Identität bewegt und sich selbst in verschiedenen Formen präsentiert. Einer der Namen, unter dem Casaluce/Geiger auftritt, ist „synusi@cyborg“, der in verschiedenen Formen erscheint und dabei zu Bild, Objekt, Mann oder Frau, Raum oder anderem wird, immer in Balance zwischen Realität und Virtuellem, zwischen Erzählung des Selbst und des Sozialen. Dabei speist synusi@cyborg sich u.a. auch in andere Bereiche und künstlerische Arbeiten ein und arbeitet aus deren Inneren heraus. So ist in der Ausstellung, in Anlehnung an die Rubrik „art project Synusi@blog casaluce-geiger“ in dem italienischen Kunstmagazin DROME, eine multimediale Installation zu sehen, die neben Fotoarbeiten zum Thema Urbanität und Mobilität ein Interview beinhaltet, in dem die anderen KünstlerInnen der Ausstellung nach deren Vorstellung von urbanem und persönlichem Raum befragt werden und wie sie diesen „bewohnen“. Der uns umgebende (urbane) Raum wird für Casaluce/Geiger dabei zu einer Erweiterung unseres vielfältigen mobilen Selbst.

Michael Goldgruber befasst sich in seinen Werken mittels Fotografie, Video, Malerei und Installationen mit den Themen des Ausschauhaltens nach Spuren der Eroberung von Landschaftsräumen und der Medialisierung von Landschaft. Was er dabei als Direktiven des geschärften künstlerischen Blickes annimmt, sind architektonische Konstruktionen aus Stahl, Beton oder Holz vor atemberaubenden Panoramen und inmitten scheinbar unberührter Natur.
In Anlehnung an seine vergangenen Arbeiten entstand für die Ausstellung „Lost in Vienna“ die geloopte animierte Fotosequenz „360°“, in der sich der Künstler im Lichthof eines Wiener Altbaues auf der („aussichts- und ziellosen“) Suche nach dem Horizont endlos um die eigene Achse dreht. Das Video besteht aus einer Montage von 60 Einzelfotos zu einer Endlosdrehung, die den Künstler beim Rundumblick in der symbolischen Haltung des romantisch verklärten Naturbetrachters zeigen: Eine zum Leben erweckte C. D. Friedrich’sche Rückenfigur.

Die kroatische Künstlerin Luiza Margan beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit den Möglichkeiten und den Fehlschlägen der Interaktion des Individuums mit seiner Umgebung. Dabei stellt sie auch die (künstlerische) Arbeit und Sprache als Möglichkeit der Darstellung und Kommunikation in Frage.
Ihre künstlerische Praxis entwickelt sie meist kontextspezifisch und setzt sie in direkten Bezug zum sozialen und architektonischen Raum. Sie verwendet unterschiedlichste Medien wie dokumentarische oder performative Aktionen in Videos und Fotos, Rauminterventionen, Text, Objekten, Collagen und Zeichnungen. Auch für die Ausstellung „Lost in Vienna“ hat sie eine ortsspezifische Installationen entwickelt, die sich mit der Beziehung Objekt/Raum und den dabei entstehenden Relationen und Brüchen, sowie deren möglicher Überwindung durch den Betrachter auseinandersetzt.

Die Videoinstallation „Identity of a Piece“ von Sissa Micheli, die bei Lost in Vienna erstmals gezeigt wird, bezieht sich auf den in Paris gedrehten Film „Der Mieter“ von Roman Polanski (1976) und stellt eine narrative Analyse in Fragmenten dar. Die Künstlerin übernimmt dabei typische Merkmale des Filmes und interpretiert sie neu. Das verbindende Kernelement des Filmes ist das Kleid von Simone Choule, das als Projektionsfläche für den Tausch der Identität der beiden Figuren und Hauptakteure des Polanskifilmes dient.

Die Gemeinschaftsarbeit „Open attic. So full was I of slumber at that moment in which I had abandoned the true way…“ von Frederike Schweizer und Sissa Micheli besteht in einem fragmentarisches Dachstuhlmodell, das einem Haus in der Lerchenfelderstraße in Wien entnommen ist. Durch die Herauslösung aus seinem eigentlichen Kontext verliert es seine ursprüngliche Funktion als Schutz und Behausung. Die Präsentation in einem Innenraum verstärkt das Gefühl des Verlorenseins, das schon durch die Ruinenhaftigkeit des Objektes anklingt. Gleichzeitig symbolisiert die lose Konstruktion Offenheit, Durchlässigkeit und die Möglichkeit, Neues zu entdecken.

(c) Isolde Christandl / Lost in Vienna 2010.